Epilog: Was bleibt

Epilog: Was bleibt

16. Mai 2021 Aus Von Moni

Vor zwei Wochen hat die Mission to Moni ihr offizielles Ende gefunden. Wie ist es ausgegangen? Und wo war ich so lange? Ein Erklärungsversuch.

Für die Ungeduldigen unter euch, die bei einem Buch auch immer zuerst den letzten Satz lesen, um zu wissen, wie es ausgeht: Ich habe mich dafür entschieden, zu Bosch zurückzugehen. Sogar in meinen alten Bereich. Nicht ganz in meinen alten Job, weil ja von Anfang klar war, dass es den so nicht mehr geben würde. Aber ich mache auch nichts radikal Anderes.

Alles umsonst?

Wozu dann die letzten sechs Monate, wenn ich wieder zurück auf Anfang gehe? Waren sie Zeitverschwendung?
Nein. Mein Ziel war es, mir zu überlegen, wie es mit mir weitergehen soll. Als ich vor 10 Jahren angefangen habe zu arbeiten, bin ich da irgendwie „reingerutscht“ – sowohl bei Bosch als auch in das Thema Kommunikation. Ich habe mich nie bewusst dafür entschieden. Das ist jetzt anders.

Es gab Momente im letzten halben Jahr, in denen ich fest davon überzeugt war, dass ich nie wieder und auf gar keinen Fall zurück will. Ich glaube, das hat man auch in meinen Posts gelesen. Und dann gab es die Momente, in denen ich mir nichts Anderes vorstellen konnte als wieder in den Schoß meiner gütigen Konzernmutter zurückzukehren. Die Wahrheit heute liegt – wie so oft – irgendwo dazwischen: Ich weiß, dass mein Platz momentan und wahrscheinlich für die nächsten Jahre bei Bosch ist. Aber danach? Who knows.

Optionen

Ihr erinnert euch vielleicht an das Tetralemma – es gab für jede der Optionen konkrete Ideen.

Es gab ein anderes Unternehmen, bei dem ich mich beworben hatte. Und auch wenn wir uns am Ende nicht einig geworden sind, weil wir doch zu unterschiedlich waren, kann ich nur das Beste über dieses Unternehmen sagen – der Bewerbungsprozess war vorbildlich und genau das, was ich als Bewerber mir wünsche. Ich stand zu jeder Zeit in direktem Kontakt zu den Personalerinnen, ich habe Feedback bekommen und hatte trotz Corona die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Kollegen zu sprechen und mir ein Bild vom Unternehmen zu machen.
Die Wahrheit ist, dass ich letztlich eine Absage bekommen habe, was sich natürlich nicht geil anfühlt. Aber es war auch ein kleines bisschen Erleichterung dabei, weil ich mir auch nicht ganz sicher war. Vielleicht doch ein bisschen zu hierarchisch. Vielleicht doch ein bisschen zu sehr zahlengetrieben. Vielleicht doch ein bisschen zu konservativ. Die Wahrheit ist auch, dass ich es vermutlich trotzdem versucht hätte – und vermutlich nicht glücklich geworden wäre. Sei es drum – ich möchte mich auf jeden Fall nochmal bei Julia und Ann-Kristin bedanken. Ihr macht das großartig und ich hoffe, dass ihr die:den perfekte:n Kandidat:in findet oder schon gefunden habt!

Woanders habe ich mich nicht beworben. Weil es sich nicht danach angefühlt hat, dass ich das möchte.

Mir ist schnell klargeworden, dass Selbstständigkeit nichts für mich ist. Zumindest noch nicht. Ich bin noch zu unstrukturiert, als dass ich diesen Weg gehen möchte. Und ich arbeite zu gern in einem Team, das gemeinsam die Verantwortung trägt, gegenseitige Ausfälle kompensiert und zusammen Ideen entwickelt und verbessert. Ja, ich weiß, es gibt oft Kooperationen unter Freiberuflern und so. Aber am Ende ist eben doch jeder für sich selbst verantwortlich. Im Moment schätze ich deswegen die Sicherheit meines Angestelltenverhältnisses. Steinigt mich halt.
Danke trotzdem auch an meine liebe Katha, die mehr als einmal versucht hat, mich zum Einstieg bei „Connecting Humans“ zu bewegen. Im Moment fühlt es sich nicht nach der richtigen Option an – aber wenn ich jemals anders darüber denken sollte, dann wäre die Arbeit mit dir mir am allerliebsten, das weißt du!

Klarheit.

Müsste ich die letzten sechs Monate mit einem Wort beschreiben, wäre es: Klarheit.

Ich habe Klarheit gewonnen darüber, was mir wichtig ist. Dass für mich persönlich meine Werte nicht verhandelbar sind. Und dass ich nicht bereit bin, mich darin zu verbiegen. Ich bin authentisch, ehrlich, offen, unabhängig, neugierig, mutig, fair, vertrauensvoll und -würdig, auf Augenhöhe, humorvoll und urteile nicht – und bleibe es auch in jeder Situation. Ich habe wieder ein ziemlich klares Bild davon, wer ich bin und was mich ausmacht. In der Zeit rund um meine Scheidung habe ich mich verloren, und jetzt habe ich mich wiedergefunden. Mein Gefühl für mich.

Ich habe Mut gesammelt für die vielen kleinen und großen Situationen, in denen ich anecke oder gegen den Strom schwimme. Weil ich weiß, dass großartige Menschen hinter mir stehen. Und dass ich – so anstrengend es sein mag – die Welt um mich herum ein bisschen besser machen will. Das treibt mich an. Wie groß dieser Umkreis dann insgesamt ist, wird von Situation zu Situation anders sein. Aber meine Vision ist, dass ich die Welt für jeden Menschen, der mir begegnet, ein bisschen besser mache. Durch ein Lächeln. Oder durch ein Programm wie WOL #FrauenStärken. Oder durch meine Hilfsbereitschaft. Oder auch durch offene Worte an der richtigen Stelle.

Oder durch Engagement im gemeinnützigen Bereich. Ich habe wieder gespürt, wie gut es mir tut, etwas für andere zu tun. Und wenn es nur zuhören, beruhigen, aufmuntern, scherzen ist. Teil von etwas zu sein, dass ich für gut, wichtig und richtig halte, gibt mir nicht nur ein gutes Gefühl, sondern einen Sinn.

Ich weiß jetzt, dass ich mittelfristig Führungsverantwortung übernehmen möchte. Weil ich keine Hobby-Führungskraft bleiben will, sondern meinem eigenen Anspruch gerecht werden will: Ich kann von niemandem etwas verlagen, das ich nicht selbst vorlebe. Wie genau das aussehen wird, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. Erinnert mich gerne daran, wenn ihr das Gefühl habt, ich verliere das Ziel aus den Augen.

Ich habe persönliche Beziehungen sortiert. Mich mit Menschen versöhnt. In mancher Beziehung klare Worte gefunden und für klare Verhältnisse gesorgt. Wie Brené Brown sagt: „Clear is kind. Unclear is unkind.“ Aussprachen zu vermeiden aus Angst, jemandem weh zu tun oder verletzt zu werden, hilft niemandem. Meistens wird es dadurch nur schlimmer. (Für eine besondere persönliche Beziehung lege ich mir das mal auf Wiedervorlage Anfang Juni. Oder Anfang Juli.)

Ich weiß, dass das nicht meine letzte Auszeit gewesen sein wird. Ich möchte in fünf bis zehn Jahren in die nächste #MissionToMoni starten – vielleicht dann mal in Form einer Weltreise. Und vielleicht werde ich dann doch kulinarische Reisebloggerin. Nach der #MissionToMoni ist vor der #MissionToMoni.

Was bleibt.

Ich. Ich bleibe. Und dieser Blog. Der bleibt auch. Und ab und zu kommt noch was dazu. In unregelmäßigen Abständen. Aber daran habe ich euch ja schon gewöhnt *hüstel* Weil ich öfter gehört habe, dass ihr meine Gedankengänge gerne lest. Und weil ich auch in Zukunft immer wieder nach mir selbst oder Antworten oder den richtigen Fragen oder Popcorn suchen werde. Danke, dass ihr mich bis hierhin begleitet habt.

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