Woche 2: Gar nicht mal so einfach, auf Knopfdruck zu entspannen…
“Ich mach dann mal Urlaub. Einfach eine Woche nix tun und viel schlafen, dann krieg’ ich den Kopf schon frei!” So hatte ich mir das letzte Woche vorgestellt. Dass das gar nicht so einfach werden würde, hätte ich nicht gedacht.
Die Idee war total gut, und unterschiedliche Menschen haben mir in den letzten Wochen immer wieder gesagt: “Langeweile macht kreativ.” Unglücklicherweise bin ich sehr schlecht darin, mich zu langweilen. Ich kann Langeweile nicht genießen. Deshalb finde ich immer neue Beschäftigungen.
Es ist ein bisschen so wie früher, als ich studiert habe, und immer das Gefühl im Hinterkopf hatte: “Du solltest jetzt nicht auf dem Sofa liegen und Netflix schauen, sondern etwas fürs Studium machen!” Das hat mich nie davon abgehalten, trotzdem meine Freunde zu treffen, das ein oder andere Gläschen Mädchentraube zu trinken und dann erst kurz vor den Prüfungen zu lernen. Aber ich hatte permanent ein schlechtes Gewissen. So in etwa fühlt sich das jetzt gerade auch an – “Du solltest jetzt nicht GTA spielen, sondern irgendwas Produktives für deine Zukunft tun!”. Das Diktat der Produktivität. Seufz. Wann hab ich mich eigentlich selbst so verhunzt in dieser Hinsicht?
Darf ich vorstellen? Moni und Uschi
Deshalb ist eine meiner großen Herausforderungen für die Mission to Moni: “Sei nicht so streng mit dir selbst!” Kognitiv habe ich das alles schon verstanden, dass es wichtig ist, Gedanken schweifen zu lassen und sich Zeit zu nehmen – deshalb habe ich ja auch nicht die ganze Zeit durchgeplant. Aber dann gibt es da immer noch diese zweite Stimme in meinem Kopf (ich nenne sie “Uschi” – viele Grüße an Martin P.😁) mit dem Dutt, der schwarzen Lehrerinnen-Brille und der hochgeschlossenen weißen Bluse, die mich streng und missbilligend anschaut und sagt: “Verplempere nicht deine Zeit! Musst du denn wirklich Fußball schauen? Wie bringt dich das deinem Ziel näher? Du könntest so viel mehr erreichen, wenn du ENDLICH mal fokussiert wärst!” Und die ist ein ganz schön fieses und hartnäckiges Miststück.
Uschi hatte mich Anfang der Woche noch hart im Griff. Sie war sehr darauf bedacht, dass ich meine Zeit sinnvoll nutze – sodass ich selbst an der Kasse im IKEA noch E-Mails geschrieben habe, damit die Landingpage für unser WOL #FrauenStärken Programm rechtzeitig fertig wird. Als ob eine halbe Stunde hier wirklich einen Unterschied gemacht hätte…Das Ende vom Lied: Ich hatte am Montag und am Dienstag furchtbaren Denkmuskelkater.
Denkmuskelkater und was dagegen hilft
Was Denkmuskelkater ist? Das ist, wenn ich das Gefühl habe, einen Knoten im Hirn zu haben. Wenn ich versucht habe, an zu viele Dinge gleichzeitig zu denken, und dann hinter meiner Stirn eine Verspannung auftritt, die sich total unangenehm anfühlt. (Ich glaube, dass ich in solchen Zeiten einfach sehr häufig die Stirn runzle und davon dann wirklich eine Art Muskelkater bekomme. Aber ich mag die Vorstellung, dass es eigentlich daran liegt, dass ich in mein Hirn einen Knoten reingedacht habe.)
Dieser Denkmuskelkater kann einige Tage bleiben, wenn ich nichts dagegen tue. Meistens ist es sogar ein kleiner Teufelskreis: Ich merke, dass ich Denkmuskelkater bekomme, das stresst mich noch zusätzlich, weil ich das ja nicht will und gerade sowieso nicht brauchen kann, und dann verspanne ich mich noch mehr, kann nachts nicht richtig schlafen und wache morgens gerädert auf, was mich noch mehr stresst. Jackpot.
Am Dienstagnachmittag habe ich entschieden, dass ich keine Lust mehr darauf habe. Also habe ich erstmal sämtliche Social Media- und Produktivitätstool-Benachrichtigungen auf meinem Handy abgestellt. Wenn es also momentan ein bisschen länger dauert, bis ich auf irgendwas antworte, liegt es daran, dass ich es nicht sofort sehe. Ich bin mir sicher, ihr versteht das 🙂
Außerdem habe ich Uschi in einen imaginären Wandschrank gesperrt und doch angefangen zu zocken. Und was soll ich sagen? Es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht! Ich habe geflucht, ich habe mich gefreut, ich habe einfach ein paar Stunden lang Helikopter und U-Boote gestohlen, Drogen verkauft und Menschen über den Haufen gefahren. Nein, das müsst ihr nicht gut finden. Aber ich konnte wunderbar abschalten. Und habe gelernt, wie ich Uschi in ihrem Wandschrank knebeln muss, damit ihre Protestlaute mich nicht ablenken 😉
Und dann: raus in die Sonne!
Was auch immer gut hilft: Raus aus der Wohnung und einfach nur vor mich hin laufen. Ich meine damit jetzt nicht richtige sportliche Aktivität, sondern das badische “laufe” – spazieren gehen, ohne Ziel, und einfach nur die Bewegung an der frischen Luft genießen. Weil es ab Donnerstag so schön sonnig war, habe ich das ausgenutzt und meinen Schrittzähler in die Höhe getrieben – und dabei auch endlich mal die Schlösser Monrepos und Hohenheim besucht.
Uschi ist gerade so schön still – deshalb werde ich noch eine Woche Urlaub dranhängen. So langsam fühle ich mich nämlich einigermaßen entspannt – auch wenn mich dafür gerade schwer das Meerweh packt. Aber dagegen kann ich momentan nichts machen – außer beim Bloggen die Tide-App anschalten und mich mit Meeresrauschen beschallen lassen. So ganz lässt mich dieses Produktivitätsding wohl doch nicht los.